„Die letzte Entscheidung treffe ich“

8. Februar 2015 von Cem Timirci 

Pressespiegel:
Düren, 07. Februar 2015

aus “Dürener Nachrichten” vom 7. Februar 2015

„Die letzte Entscheidung treffe ich“
Dürens SPD-Bürgermeisterkandidatin Liesel Koschorreck über die Entwicklung der Schulen, Vorwürfe der CDU und ihren Führungsstil

Düren. Die Dürener SPD-Chefin Liesel Koschorreck will im September Dürener Bürgermeisterin werden. Zuletzt gab es zwischen der „Ampel“-Koalition, für die sie steht, und der CDU mit Bürgermeister Paul Larue häufiger Streit, zum Beispiel im Hinblick auf eine neue Rettungswache in Rölsdorf oder die von der Mehrheit angekündigte Trennung von Kämmerer Sievers. Über diesen Zwist und ihre Erwartungen und Ziele für den Wahlkampf sprach DN-Redakteur Ingo Latotzki mit der ehemaligen Landtagsabgeordneten.

  • Die „Ampel“-Koalition will den amtierenden Stadtkämmerer Sievers nicht wiederwählen. Viele haben nicht verstanden, warum das CDU-Mitglied offenbar in Ungnade gefallen ist. Immerhin hat er einen entscheidenden Beitrag geleistet, den Haushalt nach mehr als 20 Jahren wieder positiv zu gestalten. Sie wollen lieber einen Kämmerer, der Ihrer Partei angehört, oder?

    Liesel Koschorreck: Die Stelle wird neu ausgeschrieben und erweitert. Mit ins Profil des Kämmerers aufgenommen wird der Bereich Wirtschaftsförderung. Bekannt ist, dass Harald Sievers sich seit Jahren weg bewirbt, offensichtlich sucht er eine neue Herausforderung, was sein gutes Recht ist. Allerdings verstehe ich nicht, dass die CDU nun Krokodilstränen weint. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie sich eingesetzt hätte, Sievers zu behalten.

  • Welche Rolle spielt sein CDU-Parteibuch?

    Koschorreck: Die Ausschreibung erfolgt natürlich offen, wir haben noch niemanden im Blick und warten die Bewerbungen ab. Dass Sievers ein CDU-Parteibuch hat, spielte keine Rolle für unsere Entscheidung, ihn nicht wieder zu wählen.

  • Sie wollen am 13. September zur Bürgermeisterin gewählt werden. Sollten Sie erfolgreich sein: Wäre es für Sie nicht besser, wenn Sie Dezernenten an Ihrer Seite hätten, die Ihrer Partei angehören?

    Koschorreck: Mir kommt es auf Fachwissen an. Ich arbeite mit Menschen zusammen, die in der SPD sind und in der CDU. Wichtig ist, dass sich ein Bürgermeister auf seine Mitarbeiter verlassen kann und dass die Kompetenz da ist. Dann spielt es – wenn überhaupt – nur eine geringe Rolle, welcher Partei dieser Dezernent angehört.

  • Das gilt auch für einen Schul- und Jugenddezernenten, den Sie neu einstellen wollen? Bisher nimmt Bürgermeister Paul Larue diese Aufgaben wahr.

    Koschorreck: Schulpolitik ist ein wichtiges und umfangreiches Thema. Deshalb haben wir auch einen Schulentwicklungsplan in Auftrag gegeben. Wir spüren den demografischen Wandel, der Auswirkungen auf die Schullandschaft haben kann. Wir müssen uns die Zahlen genau ansehen. Das passiert aber alles bisher nicht. Bürgermeister Larue hat so viele Aufgaben, vielleicht sind es sogar ein paar zu viel. Vielleicht kann er nicht allen gerecht werden. Wir wollen ihn deshalb entlasten.

  • Was kann der Schulentwicklungsplan Neues bieten?

    Koschorreck: Wir erwarten eine umfassende Betrachtung. Es geht ja auch um die Entwicklung in den Kindergärten und den einzelnen Sozialräumen in der Stadt. Der Plan wird uns nicht sagen, dass eine Schule geschlossen werden soll, das wollen wir auch gar nicht. Es geht um Umstrukturierung.

  • Was heißt das?

    Koschorreck: Wir werden die Entscheidungen nicht in irgendeinem Hinterzimmer treffen, sondern vorher breit mit allen Beteiligten, also den Schulen, Eltern, der Verwaltung und der Politik diskutieren. Nur so kann es eine Akzeptanz geben.

  • Ihre Partei trat bisher für eine dritte Gesamtschule oder eine Sekundarschule ein, die FDP, Ihr Koalitionspartner, hat im Wahlkampf erklärt, nichts am Schulsystem ändern zu wollen. Kann das zusammenpassen?

    Koschorreck: Das müssen wir diskutieren. Ich kann mich an Gespräche erinnern, bei denen die FDP gesagt hat, Veränderungen seien durchaus denkbar. Ich kann Ihnen heute noch nicht sagen, was kommt oder was auch nicht kommt. Wir brauchen erst einmal die Zeit und werden dann in Ruhe beraten.

  • Gehen Sie davon aus, dass sich vor der Bürgermeisterwahl im September etwas Entscheidendes tut?

    Koschorreck: Wir werden ja nicht nur auf die Stadt Düren schauen, sondern auch auf die umliegenden Kommunen und die Entwicklungen dort. Derzeit läuft eine Elternbefragung, die ergeben wird, welche weiterführende Schulform sie bevorzugen. Das alles muss ausgewertet werden. Wir möchten dann wieder eine Art „Runden Tisch“ ähnlich wie bei der Stadthallen-Diskussion ins Leben rufen, um zu beraten, wie und ob wir umstrukturieren. Einen genauen Zeitplan kann ich heute dafür nicht festlegen.

  • Die CDU wirft der „Ampel“-Koalition vor, zu zögerlich oder gar keine Entscheidungen zu treffen. Als Beispiel nennt die Opposition den Bau einer Rettungswache in Rölsdorf. Verwaltung und CDU wollen das Gebäude von der Stadt bauen lassen, die „Ampel“ will geprüft wissen, ob das Projekt nicht über den Kreis besser zu realisieren wäre. Trifft der CDU-Vorwurf zu?

    Koschorreck: Es hat mich sehr betroffen gemacht, wie die Opposition und der Bürgermeister mit dem Thema „Rettungswache“ umgehen und wie sie Ängste in der Bevölkerung schüren wollen, die absolut nicht angebracht sind. Das ist unredlich. Niemand ist in Gefahr. Schon jetzt ist sichergestellt, dass die Rettungswagen wie vorgeschrieben in acht Minuten am Unfallort sind. Unsere jetzige Übergangslösung mit einer Stationierung der Wagen an der Monschauer Straße ist besser als vorher. Wir haben das Rathaus gebeten, Gespräche mit dem Kreis zu führen, ob es nicht besser ist, wenn die neue Wache über den Kreis gebaut wird. Diese Gespräche hat die Verwaltung noch nicht ernsthaft in Angriff genommen. So ein Gespräch ist die Basis für unsere Entscheidungsfindung. Dass wir noch nicht entschieden haben, liegt also nicht an uns.

  • Wie geht es weiter?

    Koschorreck: Ich verstehe den Bürgermeister nicht. Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich doch ein so wichtiges Thema zum Abschluss bringen, erst recht, wenn seiner Meinung nach angeblich Gefahr in Verzug ist. Was ja nicht ist. Diese Haltung kann mich aufregen, richtig sogar.

  • Sie wollen im Herbst Bürgermeisterin werden. Was glauben Sie besser zu können als Amtsinhaber Paul Larue?

    Koschorreck: Das ist mit einem Satz zu sagen: Ich packe Dinge konsequent an, ich kann moderieren, Menschen verbinden, Kompromisse vorschlagen, aber das Wichtigste ist: Ich kann Entscheidungen treffen.

  • Wenn Sie gewählt werden, wären Sie Chefin von rund 1000 Beschäftigten. Haben Sie keine Angst vor der Aufgabe?

    Koschorreck: Überhaupt nicht. Wenn ich Angst hätte, wäre ich nicht in die Politik gegangen. Ich habe Respekt vor dem Amt. Ich bin 30 Jahre in der Kommunalpolitik tätig und weiß, wie in Verwaltungen gearbeitet wird. Ich muss nicht alles selber wissen, dafür hat man gute Mitarbeiter. Die Beschäftigten im Rathaus erlebe ich als sehr motiviert. Wichtig ist, dass ich hinter den Mitarbeitern stehe und dass wir gemeinsam überlegen, was gut für Düren ist. Die letzte Entscheidung treffe dann ich, das kann ich.

  • Der Kommunalwahlkampf 2014 war zwischen SPD und CDU wenig kontrovers. Es gab einige Unterschiede in der Schul- und Verkehrspolitik, ansonsten wurde nicht groß gestritten. Wie werden Sie Ihren Wahlkampf aufziehen?

    Koschorreck: Ich werde das persönliche Gespräch mit den Menschen suchen und habe einige Kernthemen: den demografischen Wandel, Schule und Jugend oder Wirtschaftsförderung. Ich höre zum Beispiel, dass sich die Industrie in Düren nicht gut angenommen fühlt. Das wäre für mich Chefinnensache.

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„Die letzte Entscheidung treffe ich“

8. Februar 2015 von Cem Timirci 

Pressespiegel:
Düren, 07. Februar 2015

aus “Dürener Nachrichten” vom 7. Februar 2015

„Die letzte Entscheidung treffe ich“
Dürens SPD-Bürgermeisterkandidatin Liesel Koschorreck über die Entwicklung der Schulen, Vorwürfe der CDU und ihren Führungsstil

Düren. Die Dürener SPD-Chefin Liesel Koschorreck will im September Dürener Bürgermeisterin werden. Zuletzt gab es zwischen der „Ampel“-Koalition, für die sie steht, und der CDU mit Bürgermeister Paul Larue häufiger Streit, zum Beispiel im Hinblick auf eine neue Rettungswache in Rölsdorf oder die von der Mehrheit angekündigte Trennung von Kämmerer Sievers. Über diesen Zwist und ihre Erwartungen und Ziele für den Wahlkampf sprach DN-Redakteur Ingo Latotzki mit der ehemaligen Landtagsabgeordneten.

  • Die „Ampel“-Koalition will den amtierenden Stadtkämmerer Sievers nicht wiederwählen. Viele haben nicht verstanden, warum das CDU-Mitglied offenbar in Ungnade gefallen ist. Immerhin hat er einen entscheidenden Beitrag geleistet, den Haushalt nach mehr als 20 Jahren wieder positiv zu gestalten. Sie wollen lieber einen Kämmerer, der Ihrer Partei angehört, oder?

    Liesel Koschorreck: Die Stelle wird neu ausgeschrieben und erweitert. Mit ins Profil des Kämmerers aufgenommen wird der Bereich Wirtschaftsförderung. Bekannt ist, dass Harald Sievers sich seit Jahren weg bewirbt, offensichtlich sucht er eine neue Herausforderung, was sein gutes Recht ist. Allerdings verstehe ich nicht, dass die CDU nun Krokodilstränen weint. Ich kann mich nicht erinnern, dass sie sich eingesetzt hätte, Sievers zu behalten.

  • Welche Rolle spielt sein CDU-Parteibuch?

    Koschorreck: Die Ausschreibung erfolgt natürlich offen, wir haben noch niemanden im Blick und warten die Bewerbungen ab. Dass Sievers ein CDU-Parteibuch hat, spielte keine Rolle für unsere Entscheidung, ihn nicht wieder zu wählen.

  • Sie wollen am 13. September zur Bürgermeisterin gewählt werden. Sollten Sie erfolgreich sein: Wäre es für Sie nicht besser, wenn Sie Dezernenten an Ihrer Seite hätten, die Ihrer Partei angehören?

    Koschorreck: Mir kommt es auf Fachwissen an. Ich arbeite mit Menschen zusammen, die in der SPD sind und in der CDU. Wichtig ist, dass sich ein Bürgermeister auf seine Mitarbeiter verlassen kann und dass die Kompetenz da ist. Dann spielt es – wenn überhaupt – nur eine geringe Rolle, welcher Partei dieser Dezernent angehört.

  • Das gilt auch für einen Schul- und Jugenddezernenten, den Sie neu einstellen wollen? Bisher nimmt Bürgermeister Paul Larue diese Aufgaben wahr.

    Koschorreck: Schulpolitik ist ein wichtiges und umfangreiches Thema. Deshalb haben wir auch einen Schulentwicklungsplan in Auftrag gegeben. Wir spüren den demografischen Wandel, der Auswirkungen auf die Schullandschaft haben kann. Wir müssen uns die Zahlen genau ansehen. Das passiert aber alles bisher nicht. Bürgermeister Larue hat so viele Aufgaben, vielleicht sind es sogar ein paar zu viel. Vielleicht kann er nicht allen gerecht werden. Wir wollen ihn deshalb entlasten.

  • Was kann der Schulentwicklungsplan Neues bieten?

    Koschorreck: Wir erwarten eine umfassende Betrachtung. Es geht ja auch um die Entwicklung in den Kindergärten und den einzelnen Sozialräumen in der Stadt. Der Plan wird uns nicht sagen, dass eine Schule geschlossen werden soll, das wollen wir auch gar nicht. Es geht um Umstrukturierung.

  • Was heißt das?

    Koschorreck: Wir werden die Entscheidungen nicht in irgendeinem Hinterzimmer treffen, sondern vorher breit mit allen Beteiligten, also den Schulen, Eltern, der Verwaltung und der Politik diskutieren. Nur so kann es eine Akzeptanz geben.

  • Ihre Partei trat bisher für eine dritte Gesamtschule oder eine Sekundarschule ein, die FDP, Ihr Koalitionspartner, hat im Wahlkampf erklärt, nichts am Schulsystem ändern zu wollen. Kann das zusammenpassen?

    Koschorreck: Das müssen wir diskutieren. Ich kann mich an Gespräche erinnern, bei denen die FDP gesagt hat, Veränderungen seien durchaus denkbar. Ich kann Ihnen heute noch nicht sagen, was kommt oder was auch nicht kommt. Wir brauchen erst einmal die Zeit und werden dann in Ruhe beraten.

  • Gehen Sie davon aus, dass sich vor der Bürgermeisterwahl im September etwas Entscheidendes tut?

    Koschorreck: Wir werden ja nicht nur auf die Stadt Düren schauen, sondern auch auf die umliegenden Kommunen und die Entwicklungen dort. Derzeit läuft eine Elternbefragung, die ergeben wird, welche weiterführende Schulform sie bevorzugen. Das alles muss ausgewertet werden. Wir möchten dann wieder eine Art „Runden Tisch“ ähnlich wie bei der Stadthallen-Diskussion ins Leben rufen, um zu beraten, wie und ob wir umstrukturieren. Einen genauen Zeitplan kann ich heute dafür nicht festlegen.

  • Die CDU wirft der „Ampel“-Koalition vor, zu zögerlich oder gar keine Entscheidungen zu treffen. Als Beispiel nennt die Opposition den Bau einer Rettungswache in Rölsdorf. Verwaltung und CDU wollen das Gebäude von der Stadt bauen lassen, die „Ampel“ will geprüft wissen, ob das Projekt nicht über den Kreis besser zu realisieren wäre. Trifft der CDU-Vorwurf zu?

    Koschorreck: Es hat mich sehr betroffen gemacht, wie die Opposition und der Bürgermeister mit dem Thema „Rettungswache“ umgehen und wie sie Ängste in der Bevölkerung schüren wollen, die absolut nicht angebracht sind. Das ist unredlich. Niemand ist in Gefahr. Schon jetzt ist sichergestellt, dass die Rettungswagen wie vorgeschrieben in acht Minuten am Unfallort sind. Unsere jetzige Übergangslösung mit einer Stationierung der Wagen an der Monschauer Straße ist besser als vorher. Wir haben das Rathaus gebeten, Gespräche mit dem Kreis zu führen, ob es nicht besser ist, wenn die neue Wache über den Kreis gebaut wird. Diese Gespräche hat die Verwaltung noch nicht ernsthaft in Angriff genommen. So ein Gespräch ist die Basis für unsere Entscheidungsfindung. Dass wir noch nicht entschieden haben, liegt also nicht an uns.

  • Wie geht es weiter?

    Koschorreck: Ich verstehe den Bürgermeister nicht. Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich doch ein so wichtiges Thema zum Abschluss bringen, erst recht, wenn seiner Meinung nach angeblich Gefahr in Verzug ist. Was ja nicht ist. Diese Haltung kann mich aufregen, richtig sogar.

  • Sie wollen im Herbst Bürgermeisterin werden. Was glauben Sie besser zu können als Amtsinhaber Paul Larue?

    Koschorreck: Das ist mit einem Satz zu sagen: Ich packe Dinge konsequent an, ich kann moderieren, Menschen verbinden, Kompromisse vorschlagen, aber das Wichtigste ist: Ich kann Entscheidungen treffen.

  • Wenn Sie gewählt werden, wären Sie Chefin von rund 1000 Beschäftigten. Haben Sie keine Angst vor der Aufgabe?

    Koschorreck: Überhaupt nicht. Wenn ich Angst hätte, wäre ich nicht in die Politik gegangen. Ich habe Respekt vor dem Amt. Ich bin 30 Jahre in der Kommunalpolitik tätig und weiß, wie in Verwaltungen gearbeitet wird. Ich muss nicht alles selber wissen, dafür hat man gute Mitarbeiter. Die Beschäftigten im Rathaus erlebe ich als sehr motiviert. Wichtig ist, dass ich hinter den Mitarbeitern stehe und dass wir gemeinsam überlegen, was gut für Düren ist. Die letzte Entscheidung treffe dann ich, das kann ich.

  • Der Kommunalwahlkampf 2014 war zwischen SPD und CDU wenig kontrovers. Es gab einige Unterschiede in der Schul- und Verkehrspolitik, ansonsten wurde nicht groß gestritten. Wie werden Sie Ihren Wahlkampf aufziehen?

    Koschorreck: Ich werde das persönliche Gespräch mit den Menschen suchen und habe einige Kernthemen: den demografischen Wandel, Schule und Jugend oder Wirtschaftsförderung. Ich höre zum Beispiel, dass sich die Industrie in Düren nicht gut angenommen fühlt. Das wäre für mich Chefinnensache.

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