Erst wenige Tage ist die Tivolistraße jetzt unterbrochen. Und schon ist für die Geschäftsleute an der Tivolistraße alles anders. Nicht schleichend, sondern unmittelbar bricht die Kundschaft weg. Für uns keine große Überraschung, so der SPD-Stadtverbandsvorsitzende Ulf Opländer. Viele der Gewerbetreibenden bieten Waren des unmittelbaren Verbrauchs an. Die sind von Laufkundschaft abhängig, von denen, die mal eben anhalten und reinspringen für eine Zeitschrift, für ein Brötchen, für einen Snack. Jetzt fahren die Leute einen anderen Weg.
Opländer befürchtet, dass die westliche Innenstadt, zugleich sein Wahlkreis, nach den Baumaßnahmen noch weniger Geschäfte haben wird. Wir haben schon keinen einzigen Lebensmittelladen mehr, keinen Metzger, kaum Kleingewerbe.
Wenn jetzt der Bäcker, der Zigaretten- und Zeitschriftenladen, der Imbiss, vielleicht sogar die Apotheke wegen der ignoranten städtischen Planung aufgeben müssen, dann findet öffentliches Leben in einem unmittelbaren Innenstadtquartier trotz dichter Wohnbebauung praktisch nicht mehr statt, sieht Opländer unerfreuliche Perspektiven. Die Erklärung, dass die gleichzeitig in Angriff genommenen Kanalbauarbeiten ohnehin zu Sperrungen führen würden, sind eine pure Ausrede. Ob ich für mein Geschäft für fast ein Jahr auf die Kundschaft verzichten muss oder nur partiell für einige Tage oder höchstens Wochen, macht den Unterschied zwischen Überleben und Aufgeben, lässt Opländer die Argumente von Bürgermeister Larue nicht gelten.
Dass auch im Detail die Vorbereitung auf die Veränderungen mangelhaft waren, macht Opländer nicht besonders zuversichtlich.
Wer Abbiegeampeln auf Grün schaltet (Valencienner Straße in Tivolistraße) und dem Gegenverkehr auch grün gibt, spielt nicht nur mit der Gesundheit der Menschen.
Der erste Unfall am Freitag mit Personenschaden schon unmittelbar nach diesem bösen Schildbürgerstreich belegt das.
Auch an den anderen aktuellen Baustellenbereichen war die Beschilderung für die Autofahrer völlig unzureichend. Wenn learning by doing für die Brückenbau- und die Kanalbauarbeiten ebenso zum Prinzip gemacht werden, dürften sich noch mancherlei Überraschungen einstellen, vermutet Opländer.
Zu dem Bild passt, dass die vorgesehenen Pappmaché-Polizisten, die auf die Verkehrsveränderungen sichtbar hätten hinweisen sollen, von der Verwaltung so spät bestellt waren, dass sie nicht mehr rechtzeitig geliefert werden konnten.
Es kam ja auch alles so überraschend! kann Opländer eine ironische Schlussbemerkung nicht verhehlen.