Berlin (dpa) – Heftige Personaldebatte in der SPD: Der konservative "Seeheimer Kreis" lehnt eine Doppelfunktion von Frank-Walter Steinmeier als Fraktions- und Parteichef ab, die Berliner SPD fordert einen Austausch der Parteispitze und Hans-Jochen Vogel versucht zu schlichten.
Als erster Landesverband forderten die Berliner Sozialdemokraten den vollständigen Rückzug der bisherigen Bundesspitze. SPD-Chef Franz Müntefering sowie seine Stellvertreter Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück seien "untrennbar mit der Agenda-Politik" von Ex-Kanzler Gerhard Schröder sowie der abgewählten großen Koalition verbunden, hieß es in einer vom Berliner SPD-Vorstand beschlossenen Resolution.
"Die Parteiführung muss sich personell erneuern und verjüngen", wird in dem Papier gefordert, das auch vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit unterstützt wird. Als mögliche neue Formation an der Bundesspitze nannte Berlins SPD-Landeschef Michael Müller Partei-Vize Andrea Nahles, die bisherigen Bundesminister Sigmar Gabriel und Olaf Scholz sowie Wowereit.
Müller kritisierte auch die Eile, mit der Steinmeier noch am Wahlabend seine Kandidatur für den Vorsitz der Bundestagsfraktion bekanntgegeben habe. Der gescheiterte Kanzlerkandidat sollte am Nachmittag zum Nachfolger von Fraktionschef Peter Struck gewählt werden.
Nach Informationen der "Bild"-Zeitung soll Gabriel den SPD-Vorsitz übernehmen. Als neue Generalsekretärin sei Nahles vorgesehen, berichtet das Blatt unter Berufung auf hochrangige Parteikreise. Neben Wowereit werde auch die NRW-Landesvorsitzende Hannelore Kraft als neue Partei-Vize gehandelt.
Auch auf dem rechten Flügel gibt es Widerstand gegen Pläne, dass Steinmeier zusätzlich den Parteivorsitz übernimmt. "Das sollte man keinem Menschen zumuten, beide Aufgaben gleichzeitig zu übernehmen", sagte der Sprecher des "Seeheimer Kreises", Johannes Kahrs, im Deutschlandfunk.
Auch der SPD-Linke Ottmar Schreiner machte sich für eine Trennung beider Ämter stark. Müntefering hatte am Montag erstmals seine Bereitschaft signalisiert, auf den Parteivorsitz zu verzichten.