Düren. Die Forderung ist ziemlich genau zwei Jahre alt und recht simpel: Die Stadtteilvertretung Düren-Nord und der SPD-Ortsverein wollen, dass die Stadt eine Denkmalbereichssatzung für das Quartier erlässt, um so historische Bausubstanz schützen und erhalten zu können.
Die Stadt unterstützt das Anliegen und hat die Satzung ausgearbeitet. Mehrfach wurde sie bereits in den entsprechenden Gremien beraten, nur zur Entscheidung ist es in über zwei Jahren nie gekommen.
Peter Koschorreck von der SPD: Die CDU hat gleich zwei Mal die Beschlussfassung verschoben, weil noch Beratungsbedarf bestünde. Zuletzt im März. Das Verständnis dafür ist nicht nur bei Koschorreck ziemlich aufgebraucht: Wir haben eine Verpflichtung, schützenswerte Bausubstanz auch zu erhalten.
Das allein schon deshalb, weil mit der Zerstörung der Stadt im 2. Weltkrieg ein Großteil der historischen Bausubstanz der Stadt verloren gegangen sei. Zu diesem Ergebnis kommen auch die städtischen Denkmalschützer, die die Satzung für den Bereich zwischen Eisenbahnstraße/Fritz-Erler-Straße im Süden und Karlstraße/Malteserstraße im Norden inklusive LVR-Klinik erarbeitet haben.
Die für die Stadtgeschichte überaus wichtige Expansionsphase aus der Zeit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert ist im Erscheinungsbild des Stadtteils Düren-Nord in unterschiedlichen, bedeutenden Aspekten für Jedermann nachvollziehbar veranschaulicht. Die Erhaltung des Erscheinungsbildes ist für die Stadt bedeutend aus industriegeschichtlichen, baugeschichtlichen, sozialgeschichtlichen und städtebaulichen Gründen.
Klingt eindeutig. Auch das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege wünscht, dass dieses Gebiet in seiner historischen Prägung auch in Zukunft bewahrt bleibt. Dabei, so Koschorreck, gehe es nur um das Erscheinungsbild. Fassade und Dächer müssten erhalten bleiben, wenn die Denkmalbereichssatzung gilt.
Koschorreck: Im Haus selbst gibt es dann keine Auflagen. Man kann also als Hausbesitzer natürlich sein Haus innen umbauen.
Dass einige Hausbesitzer im Stadtteil schon jetzt dieses Anliegen ernst nehmen, wird beim Rundgang an vielen Beispielen deutlich. Das Eckhaus an der Karl-straße ist dafür ein schönes Beispiel (siehe unten), die ehemalige Gaststätte direkt gegenüber verfällt hingegen.
Im Rahmen des Programms Soziale Stadt gibt es Zuschüsse für die Sanierung von Hausfassaden. Etliche Hausbesitzer haben das auch schon genutzt, weiß Atila Balikci von der Arbeitsgruppe Bauen und Wohnen der Stadtteilvertretung. Und auch die bundeseigene KfW-Bank bietet gezielte Förderprogramme.
Dass die Mittel reichen, bezweifelt Rainer Guthausen von der CDU. Er hat selbst ein Haus in dem Gebiet besessen. Allein die Sanierung der Jugendstilfassade entsprechend der Denkmalschutzauflagen hätte ihn 20.000 Euro gekostet. Da hätte ich aber noch keinen Cent in die Innenrenovierung gesteckt. Als Zuschuss gab es 200 Euro. Ich war das hinterher so satt, dass ich das Haus verkauft habe, sagt Guthausen, der grundsätzliche Bedenken bei der Satzung hat. Wir haben hier ein Gebiet, in dem noch viele Unternehmen angesiedelt sind. Die wollen wir nicht verschrecken, sagt er. Zumal der Vorteil des Quartiers eben auch sei, dass man dort wohnen und arbeiten können. Guthausen: Wir wollen nicht, dass sich Düren-Nord zu einem reinen Wohnviertel entwickelt. Deshalb muss sich das auch in der Satzung widerspiegeln.
Die soll sowieso erneut angepasst werden, wie Bernd Kürten vom Amt für Stadtentwicklung erklärt: Die Vorlage ist zwei Jahre alt, wir werden sie noch einmal anpassen und dann wieder vorlegen. Dass dies so lange gedauert hat, dafür hat Kürten eine einfache Erklärung: Personalmangel. So eine Satzung macht nur Sinn, wenn man auch genügend Personal hat, um anschließend alle Bauanträge bearbeiten und fachlich überprüfen zu können.
Die Personalsituation im Amt hat sich inzwischen entspannt und Kürten ist zuversichtlich, zügig das Projekt in Angriff nehmen zu können. Alle Probleme kann die Satzung aber nicht lösen. Wenn sich wie bei der inzwischen halb verfallenen ehemaligen Gaststätte an der Karlstraße der Hausbesitzer verweigert, sind die Möglichkeiten der Stadt immer begrenzt. Kürten: Da arbeiten wir dran. Wir wollen, dass das Haus erhalten bleibt. Aber das ist sehr schwierig.
Da die Stadt Düren im Krieg größtenteils zerstört wurde, müssen wir möglichst viel historische Bausubstanz erhalten.
SPD-Stadtverordneter
Peter Koschorreck