Düren. Dass die Balkan-Route für Flüchtlinge weitgehend gesperrt ist, macht sich auch in Düren bemerkbar. In den vergangenen drei Monaten sind der Stadt nur neun Flüchtlinge zugewiesen worden, berichtete Sozialamtsleiter Christian Sanfleber im Sozialausschuss. Von September bis Dezember 2015 waren es 400. Derzeit warten 641 Schutzsuchende in Düren auf eine Anerkennung und damit die Berechtigung, dauerhaft in Deutschland bleiben zu dürfen.
Die Stadt ist mit Blick auf die Flüchtlingsunterbringung im Gegensatz zum Spätsommer und Herbst des vergangenen Jahres nicht ausgelastet oder gar überfordert. Insgesamt stehen momentan 820 Betten zur Verfügung, wir haben also eine Überkapazität, sagt der Erste Beigeordnete der Stadt, Thomas Hissel. Bis Jahresende wird die Zahl der verfügbaren Betten auf rund 1000 anwachsen, da die Stadt vor Monaten zwei Modulbauten für die Wolfsgasse in Lendersdorf und die Brüsseler Straße in Düren bestellt hat, die bis Ende 2016 geliefert werden. Da nicht absehbar ist, wie sich der Flüchtlingsstrom entwickelt, sieht Hissel in der Überkapazität zunächst kein Problem. Niemand kann seriös vorhersagen, ob sich über den Sommer nicht andere Fluchtwege eröffnen und der Zustrom, auch nach Düren, wieder zunimmt. Dennoch will Hissel, der auch Kämmerer der Stadt ist, die finanziellen Konsequenzen nicht außer Acht lassen. Die Stadt will Wohnungen, die sie im vergangenen Jahr beispielsweise am Miesheimer Weg zur Flüchtlingsunterbringung angemietet hat, aufgeben, sofern es die vertraglichen Bedingungen zulassen. Hissel sagte, die Stadt werde aber darauf achten, genügend Kapazitäten zu behalten, um auf eventuell steigende Flüchtlingszahlen adäquat reagieren zu können.
Im Spätsommer soll in der Stadt ein vom Land gefördertes Projekt starten, mit dem die Unterstützung von Flüchtlingen verbessert werden kann. Düren werde in fünf Integrationsräume eingeteilt, die von Fachkräften betreut werden. Es geht um Sprachkurse, Familienpatenschaften, Beratungs- und Therapieangebote sowie Freizeit- und Spielaktivitäten. Neben der Stadt wollen die AWO, Caritas, Evangelische Gemeinde und der Sozialdienst Katholischer Frauen die Betreuung in den Integrationsräumen übernehmen.
Dass die Stadt Bedarf an Sozialwohnungen hat, sagte Dagmar Runge, Vorstandsvorsitzende des Dürener Bauvereins. Zurzeit gibt es 2878 geförderte Wohnungen (80 Pozent davon zu einem Mietpreis von bis zu 5 Euro pro Quadratmeter). Vor allem kinderreiche Familien und alleinstehende Männer suchten solchen Wohnraum. Es ginge um mehr als 100 Personen, so Dagmar Runge. Die Ampel-Koalition fordert den Bau neuer Sozialwohnungen.