Diese Woche in Düren war eine, die durchaus das Zeug hat, in die Geschichte einzugehen. Wann sonst ist es so, dass die Stadt etwas in die Wege leitet, was es sonst nur noch einmal im ganzen Land gibt? Mit der Abschaffung der Kita-Gebühren für alle Kinder ist es Düren gelungen, sich neben der Stadt Monheim ein Alleinstellungsmerkmal zu verschaffen. Keine weitere Kommune in NRW ist so großzügig.
Die Tragweite ist den Dürener Politikern selbst nicht so richtig bewusst gewesen, als sie am Dienstag verkündeten, diesen Weg gehen zu wollen. Der Wegfall der Elternbeiträge kostet die Stadt rund zwei Millionen Euro jährlich. Das ist nur zu stemmen, weil Düren nach Jahren miserabler finanzieller Bedingungen vor allem dank sprudelnder Steuern und Unterstützung von Bund und Land wieder in der Lage ist, Geld zu verteilen. Die Stadt nutzt diese Chance, indem sie junge Familien unterstützt. Je nach Einkommen brauchen Eltern künftig nicht mehr 100 Euro oder mehr pro Monat für die Kita zu bezahlen.
Das ist durchaus ein Pfund, mit dem Düren nun wuchern kann. Es kann ein Kriterium sein bei der Entscheidung, nach Düren zu ziehen. Allerdings spielen für Familien auch andere Faktoren eine Rolle: zum Beispiel die Ausstattung der Schulen. Auch in dieser Hinsicht hat Düren grundsätzlich ein As im Ärmel, wenn die elf Millionen Euro, die aus dem Programm „Gute Schule 2020“ kommen, gut angelegt werden. Zwei Millionen sollen in die Digitalisierung der Schulen gehen. Zu wünschen ist Dürener Schülern, dass das Geld zeitnah und zielführend investiert wird. Ein beinahe Alleinstellungsmerkmal wie bei den Kita-Gebühren wird Düren auf diesem Feld nicht mehr schaffen, dafür sind andere Städte weiter. Aber das muss ja auch nicht sein, Hauptsache, es gibt so etwas wie eine klug angelegte digitale Vision.
Eine Vision könnte auch sein, noch mehr Dürener zu bewegen, Busse zu benutzen und damit die Umwelt zu schonen. Mit ihrem anfangs von der CDU harsch kritisierten Vorstoß, das innerstädtische Busticket von 2,70 auf 1,90 Euro zu verbilligen, liegt die „Ampel“-Koalition aus heutiger Sicht richtig. Mehr als 20 Prozent Kunden sprechen eine klare Sprache, die mittlerweile auch die CDU zu einem Umdenken bewegt hat. Nun wird der Preis nochmals gesenkt. Auch von diesem Projekt profitiert der Bürger, wenn er will. Es profitiert aber auch die Umwelt, wenn mehr Pkw stehenbleiben. Eine noch weitergehende Vision wäre es, die Busflotte in absehbarer Zeit auf Elektroantrieb umzustellen. Zumindest einige Busse der Dürener Kreisbahn sollen ausgetauscht werden, das hat Landrat Spelthahn angekündigt. Und auch das: Der Kreis, der Eltern bisher 24 Monate die Kita-Beiträge erließ, wolle nun nachziehen und ebenso wie Düren für die komplette Kita-Zeit keine Gebühren erheben. Damit hätte die Region ein Alleinstellungsmerkmal.
Die Stadt Monheim übrigens, die vor Jahren bundesweit Schlagzeilen machte, weil sie auf Initiative ihres innovativen Bürgermeisters die Gewerbesteuer so stark senkte, dass die Einnahmen aufgrund großer Firmennachfrage sprudelten, testet drei Elektrobusse, die automatisiert fahren. Sie haben keinen Fahrer, aber eine Begleitperson, die bei Problemen eingreifen kann. In der Testphase ist die Fahrt gratis. Auch eine Vision – und was für eine. Monheim? Ja, richtig, das ist die Stadt, die als Erstes die Kita-Gebühren abschaffte.
Schönes Wochenende.
Von Ingo Latotzki
Quelle: Dürener Nachrichten vom 24.02.2018