Von Jörg Abels
Düren. Bei Temperaturen von 35 Grad und mehr denkt kaum einer an den Weihnachtsmarkt. Und doch zerbrechen sich Politiker, Vertreter des Handels, Beschicker von Weihnachts- und Wochenmarkt und Vertreter der Pfarre St. Lukas seit Wochen an einem Runden Tisch den Kopf über die Zukunft des Budenzaubers. 2015 werden die Stände in gewohnter Form vor dem Rathaus aufgebaut werden. Ab 2016 soll dann ein neues Konzept greifen, der Weihnachtsmarkt soll Teil des Stadtmarketings werden. Und er soll ein Motto erhalten, kündigt Liesel Koschorreck als Leiterin des Runden Tischs an. Markt der Nationen ist ein Vorschlag, weil in Düren Menschen aus 120 Ländern leben.
Darüber hinaus ist vieles noch offen. Einzig eine Privatisierung, sprich die Organisation durch einen Dritten, ist vom Tisch, betont Henner Schmidt (SPD). Wir wollen mit einem neuen Konzept keine Existenzen gefährden.
Gänzlich ungeklärt ist hingegen die seit Monaten kontrovers diskutierte Standortfrage. Die städtische Wirtschaftsförderung ist beauftragt, bis Herbst alle möglichen Standorte Rathausvorplatz, Markt, Annakirche, Museumsvorplatz, Hoesch-Parkplatz unter die Lupe nehmen, Vor – und Nachteile aufzulisten.
Nach einer Befragung des Handels, an der 2500 Bürger teilnahmen, sprachen sich 55 Prozent für den Markt, 27 Prozent für den Rathausvorplatz und nur 18 Prozent für den von der Ampel-Koalition präferierten Standort Annakirche aus. Das ruft jedoch die Wochenmarktbeschicker auf den Plan, die schon Arbeitsplätze gefährdet sehen und selbst eine Teilverlegung der Weihnachtsbuden auf den Markt kritisieren. Die damit verbundene Zersplitterung des Wochenmarktes in die Ober- und Kölnstraße ist nach unserer Einschätzung für beide Märkte die schlechteste Lösung, heißt es in einer Mitteilung des Fördervereins Dürener Wochenmarkt. Er sieht den Weihnachtsmarkt auch thematisch an der Annakirche.
Für Jörg Hamel, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands, ist die Standortfrage zweitrangig. Viel entscheidender sei die Organisationsstruktur des Marktes. Die Ampel ist daher bereit, für das Markt-Management und eine intensive fachliche Begleitung Geld und Personal im städtischen Haushalt einzuplanen, sagt Schmidt. Es geht um mehr als nur Vermessung.
Wenn das Paket stimmt, wäre der Standort zweitrangig, räumt selbst Gerd Jürgen Giebel, Sprecher der Weihnachtsmarktbeschicker, ein, die bisher strikt gegen eine Verlegung waren. Dass sich am Erscheinungsbild etwas ändern muss, haben auch sie längst erkannt. 50 000 Euro wollen sie für ein neues Konzept in die Hand nehmen. Dafür müsse nach der Umgestaltung aber auch ein Aha-Effekt spürbar sein, betont Giebel. Aber auch die Stadt sei hier gefordert, betont Schaustellerchef Bert Cremer: Diese Herausforderung kann nicht allein von den Beschickern geschultert werden.
Das scheinen alle Innenstadtakteure nun zu beherzigen. Liesel Koschorreck sieht eine große Chance, gemeinsam etwas zu bewegen, damit der Weihnachtsmarkt zum Besuchermagneten für die ganze Stadt (Hamel) werden kann. Bis es soweit ist, müssen freilich noch dicke Bretter gebohrt werden.