Die volksnahe Landesmutter

26. April 2012 von Cem Timirci 
Hannelore Kraft im Gespräch mit Seniorinnen
Hannelore Kraft im Gespräch mit Seniorinnen

Düren-Kreuzau. Es menschelt im Wohnpark Friedenau. Die Tische sind nett eingedeckt, es gibt Schnittchen, Kaffee und Kaltgetränke, dazu entspannte Atmosphäre. Geredet wird über die Enkel, die Kinder, es geht um niedrige Renten, Golden Retriever und Münsterländer. Hannelore Kraft sitzt da, fragt, hört zu und erzählt eine Menge Privates. Das kommt an in der Caritas-Wohnanlage, die „eine besondere ist“, wie Liesel Koschorreck, SPD-Landtagskandidatin, sagt.

Das Haus, eben erst eröffnet, bündele eine Menge Angebote und biete Platz für Menschen, die nur tagsüber kämen, die dauerhaft an der Friedenau leben wollten oder gepflegt werden müssten.

„Deshalb“, sagt Kandidatin Koschorreck, „deshalb haben wir diesen Ort für die Ministerpräsidentin ausgesucht.“ Und Hannelore Kraft scheint es zu gefallen, sie macht den Eindruck, als fühle sie sich wohl. Dabei sei es „gar nicht so einfach umzuschalten“, sagt sie.

Sie kommt gestern Nachmittag aus Bonn. In der ehemaligen Hauptstadt war sie in einer Einrichtung für Drogenabhängige, länger als geplant hat sie da zugebracht. „Sie lässt keine Menschen zurück, deshalb unterhält sie sich in Bonn etwas länger“, sagt ihr Wahlkampf-Organisator, der schon mal vorgefahren war nach Kreuzau. Als die Ministerpräsidentin dann da ist, „muss sie erst mal ankommen“. Nach der wohl eher traurigeren Atmosphäre trifft sie im Kreuzauer Wohnpark auf einen meist gut gelaunten Menschenschlag.

Dirk Hucko, der Geschäftsführer der Caritas Düren-Jülich, sagt ein paar Worte zum neuen Wohnpark, stellt seinen Stellvertreter Elmar Jendrzey vor, Einrichtungs- leiterin Ellen Hasen-Dichant, Peter Münstermann, SPD-Landtagskandidat, und weitere Vertreter aus Politik und anderen gesellschaftlichen Bereichen.

Während Hucko also begrüßt, schaut Hannelore Kraft auf die Menschen, die ihretwegen gekommen sind. Das Café an der Friedenau ist gut gefüllt, „obwohl wir kaum Werbung gemacht haben“, sagt Elmar Jendrzey.

Dann redet Kraft, aber nur kurz. Sie redet über die Schwierigkeiten, die das Alter mit sich bringen kann und welche Herausforderungen Politik da bewältigen müsse. Das „soziale Miteinander“ sei wichtig und deshalb wollte sie wohl auch keine langatmige Ansprache halten, sondern mischte sich gewissermaßen unters Volk. Nimmt Platz an allen Tischen des Cafés und parliert über Gott und die Welt. Als sie hört, dass eine ältere Dame einen Münsterländer habe, erzählt sie, dass sie genau so ein Exemplar auch mal gehabt hat. Jetzt sei es ein Golden Retriever, der sie in Bewegung halte. „Wer nichts tut, fängt an zu rosten“, sagt sie, „das merke ich auch schon.“ Hannelore Kraft ist 50. „Sie machen Gymnastik?“, fragt sie, „Das ist gut.“ Und verteilt Komplimente: „Wenn ich in Ihrem Alter noch so fit bin, wie Sie aussehen, bin ich zufrieden.“ Die Tischrunde lächelt.
Eine Ministerpräsidentin zum Anfassen, wann hat man das schon, das gefällt. Wohlwollendes Nicken.

Dann, nach einer guten Stunde, muss sie weiter. Der nächste Termin. Es ist Wahlkampf, am 13. Mai ist es soweit. Bis dahin wird Hannelore Kraft etwa 100 solcher Termine absolviert haben. Gestern muss sie weiter nach Köln, der WDR macht einen Kandidaten-Check. Bevor sie in Kreuzau gehen kann, wird es musikalisch. Ralf Jung greift zur Gitarre, der ehemalige Caritas-Geschäftsführer Lothar Frank hält das Mikrofon. Die Stimmung steigt. Erst recht, als Ralf Jung dieses Lied anstimmt: „So ein Tag, so wunderschön wie heute.“

  • „Wer nichts tut, fängt an zu rosten. Das merke
    ich bei mir selbst.“

    Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Wohnpark Friedenau

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