„Werden weniger, älter, bunter“

16. Februar 2012 von Cem Timirci 
Franz Münterfering mit Liesel Koschorreck und Dietmar Nietan
Franz Müntefering mit Liesel Koschorreck & Dietmar Nietan

Düren. „Die Menschen in Deutschland werden weniger, älter und bunter.“ Mit einem griffigen Satz brachte der SPD-Bundestagsabgeordnete Franz Müntefering am Montagabend im Bürgerhaus Düren-Ost ein drängendes Problem auf den Punkt. Wie wird die Bundesrepublik mit dem demographischen Wandel fertig?

Auf Einladung der Dürener SPD um den Bundestags- abgeordneten, Dietmar Nietan, und Vize-Landrätin Liesel Koschorreck legte Müntefering vor gut 150 Zuhörern seine Prognosen für die Republik bis zum Jahr 2050 dar.
Und die Vorausschau in die Zukunft fiel nicht immer positiv aus.

  • Mindestens zwei Kinder

    Bezugnehmend auf seinen Eingangssatz listete Müntefering auf:

    1. „Wir werden immer weniger.“ Während die Bundesrepublik heute noch rund 81 Millionen Einwohner zähle, seien es im Jahr 2050 nur noch 65 bis 70 Millionen. Um die Bevölkerungszahl von heute zu erhalten, müsse jedes Paar mindestens zwei Kinder haben. Der Schnitt liege jedoch nur bei 1,4 Kindern. „Eltern, die heute keine Kinder haben, werden auch keine Enkel haben“, stellte Müntefering eine einfache Formel vor. Mit verheerenden Folgen für die Zukunft, vor allem für das Rentensystem. Die Zahl von 36 Millionen Berufstätigen heute werde bis zum Jahr 2050 um ein Drittel reduziert sein. Während im Jahr 2030 noch drei Berufstätige einen Ruheständler finanzierten, würden es im Jahr 2050 noch 1,5 Arbeitstätige sein.

    2. „Wir werden immer älter.“ Die Lebenserwartung der Deutschen liege inzwischen bei über 80 Jahren. Müntefering: „Der alte Mensch wird im Schnitt 22 Jahre Rentner sein.“ Und irgendjemand müsse seine Rente bezahlen. Reiche da der heute noch gültige Generationenvertrag?

    3. „Wir werden bunter.“ Die heutige Mobilität habe zur Folge, dass Familien nicht mehr eng beisammen blieben. Die Kinder studierten in entfernten Unis. Es gebe eine große Zahl von Alleinerziehenden, viele Neubürger kämen aus anderen Ländern nach Deutschland. Das alles habe Konsequenzen, betonte Müntefering. Es komme auf jeden Menschen an, der einerseits als Berufstätiger in das Rentensystem einzahlen könne und jeden alten Menschen, der sich auch in hohem Alter noch in die Gesellschaft einbringe. 60.000 Kinder, die jedes Jahr die Schule ohne Abschluss verlassen, könne sich das System nicht mehr leisten.

    Müntefering: „Das ist ein Skandal!“ Hier seien die älteren Menschen gefordert, sich als Paten oder Nachhilfelehrer zu engagieren.

    Müntefering: „Wir können nicht ohnmächtig zusehen, wie der Wagen gegen die Wand fährt.“(oha)

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