Umbau des Schulsystems dauert Jahre

14. Oktober 2011 von Cem Timirci 
Jens Bröker, Vorsitzender der Kreistagsfraktion
Jens Bröker, Vorsitzender SPD-Kreistagsfraktion

Kreis Düren. Behinderte sollen unabhängig von ihren Beeinträchtigungen gleichrangigen Zugang zur gesellschaftlichen Teilhabe haben: Das ist das Ziel der vor zwei Jahren auch von Deutschland ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention.
Der Aufbau eines inklusiven Bildungssystems steht dabei auch für die Politik im Kreis Düren ganz oben auf der Agenda. „Wir gehen davon aus, dass der vollständige Umbau des Schulsystems hin zum Unterricht für alle einen Zeitraum von mindestens zwölf bis 15 Jahren benötigen wird“, erklärt Jens Bröker (SPD), Vorsitzender des Kreis-Schulausschusses.

Das Gremium beschäftigt sich bereits seit mehr als einem Jahr mit dem Thema, hat eine interfraktionelle Arbeitsgruppe gebildet, die im Herbst 2010 auch am Weltkongress Inklusion in Berlin teilgenommen hat. „Inklusion ist eine Frage der Einstellung und beginnt im Kopf“, spricht sich Bröker für eine „Kultur des angst- und beschämungsfreien Lernens“ aus. Voraussetzung für eine gelungene Inklusion sei ein individualisierter Unterricht, bei dem jedes Kind sein eigenes Lerntempo haben darf. Dass dies im bestehenden System nicht umsetzbar ist, steht für den Schulausschussvorsitzenden außer Frage. Er spricht sich daher für die Einrichtung kleiner Lerngruppen aus und betont: „Die Schulen müssen künftig natürlich baulich und personell so ausgestattet sein, dass sie behinderte Kinder unterrichten können.“

  • Keine Frage des Geldes

    Dabei dürfe keineswegs die Frage des Geldes und der Finanzierbarkeit im Vordergrund stehen. „Keiner kann heute verlässlich sagen, was der Umbau kosten wird“, betont Bröker. Die Frage des Geldes ist für ihn zweitrangig. Die gleichberechtigte Teilhabe Behinderter sei „Teil des Diskriminierungsschutzes“. In diesem Zusammenhang verweist der SPD-Politiker auch auf den Aktionsplan Inklusion, der derzeit von der NRW-Landesregierung aufgestellt werde und sicherlich auch erste Antworten auf die Frage der Finanzierung beinhalten werde.

    Im Übrigen spricht sich Bröker dagegen aus, auf Dauer parallele Strukturen zu erhalten; allgemeinbildende Schulen, die Behinderte mit unterrichten, neben Förderschulen. „Ein grundsätzliches Wahlrecht sollte den Eltern nur solange eingeräumt werden, wie ein gemeinsamer Unterricht nicht oder nur eingeschränkt möglich ist.“ Der Weg ist weit. Nicht nur Strukturen müssen geändert werden, sondern auch ein „gesellschaftliches Bewusstsein“ für das Thema geschaffen werden. Daher fordert Bröker Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen zum Thema Inklusion auf allen Ebenen, im operativen Bereich an den Schulen, aber auch für die Entscheidungsträger in den kommunalen Gremien und Verwaltungen.

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