Gefährlicher Dilettantismus

3. April 2006 von Cem Timirci 

Die Mehrheit der SPD-Fraktion hat entschieden, nicht an der Reise an die Elfenbeinküste teilzunehmen und Herr Eßer von der CDU schmollt. Trotzdem war die Absage richtig, weil die Reise das Ergebnis eines gefährlichen Dilettantismus des Dürener Bürgermeisters ist. Der scheint wieder einmal – unfähig eigene strategische Entscheidungen fällen zu können – in das Abenteuer einer weiteren internationalen Partnerschaft hineinzuschlittern, die er sich von anderen aufdrängen läßt, weil ihm die Kraft zur eigenen Meinung fehlt. Was soll die Reise? Dient sie nur zur Vorbereitung des Besuchs der Fußballfans in Düren, ist sie überflüssig! Einen Besuch kann man auch vorbereiten, ohne mit einer großen Delegation vorher in das Land der Besucher fahren zu müssen. Soll die Reise aber der Beginn einer – wie auch immer gearteten – Partnerschaft sein, ist ihre Vorbereitung dilettantisch und gefährlich. Wer mit einem Besuch signalisieren will, „wir wollen langfristig mit Euch einen Partnerschaft aufbauen,“ der weckt in einem Land, wie der Elfenbeinküste große Hoffnungen. Hoffnungen, die man vielleicht schon bald enttäuschen muss. Beispielsweise, weil man gar nicht die Mittel hat, eine solche Partnerschaft nachhaltig zu gestalten. Und wer hat beschlossen, dass eine Partnerschaft mit Afrika ausgerechnet an der Elfenbeinküste stattfinden soll? Was ist mit Sambia, wo der Dürener Eine-Welt-Engagement-Verein seit vielen Jahren ein vorbildliches, bundesweit beachtetes Freiwilligen-Projekt aufgebaut hat. Oder warum nicht Kenia oder Tansania, wo Dürener Kirchengemeinden schon lange aktiv sind? Diese Fragen zeigen: Die Reiseentscheidung von Larue und Co war ein Schnellschuss, der an der Elfenbeinküste mehr Enttäuschung als Zufriedenheit produzieren könnte. Vielleicht auch deshalb, weil er am Ende nur den Machthabern nutzt, die ihre Politik mit dem Besuch einer „hochrangigen Delegation“ aus Deutschland noch legitimieren könnten. Denn anders, als uns Karl Alber Eßer weiß machen will, ist in einem kleinen Land, wie der Elfenbeinküste eine Dürener Delegation ein nationales Ereignis, was man von einem Besuch im großen China wohl nicht behaupten kann. Die SPD beteiligt sich gerne an einer Delegationsreise – auch in ein Land mit großen Menschenrechtsproblemen. Wir fahren auch gerne zur Elfenbeinküste. Aber nur wenn eine solche Reise vorher strategisch – auch in der Frage der Menschenrechte – gut durchdacht und in den offiziellen Gremien des Stadtrates ausführlich beraten worden ist. Und das entscheiden wir in unserer Fraktion und nicht im kleinen Kreis im Büro des Bürgermeisters.

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