Was aber geschieht? Eine unbedingt notwendiges Angebot für schulpflichtige Kinder, die gemeinsam mit Tagesstättenkindern eine hortähnliche Gruppe bilden, wird gekappt. Anstelle dessen wird diese Gruppe umgewandelt, sodass jetzt maximal fünf unter dreijährige Kinder aufgenommen werden können. Das kostet kein zusätzliches Geld und lässt sich gut verkaufen. Jedenfalls dann, wenn man wie die CDU, nur die zweite Hälfte der Geschichte erzählt.
Die frei werdenden Mittel wegen der Schließung von drei Kindergartengruppen aber werden nicht wie beabsichtigt in die Schaffung eines Angebots für unter 3-Jährige investiert. Sie wer-den eingesetzt zur Unterstützung katholischer Kindergärten, weil das Bistum den gesetzlich geforderten Eigenanteil nicht mehr aufbringt.
Die SPD anerkennt die großen Anstrengungen, die gerade die Pfarreien unternehmen, um das Angebot für Kindergartenkinder wo eben möglich zu erhalten. Doch zugleich darf die Finanz-lage im Bistum für die CDU-Ratsmehrheit keine Entschuldigung sein, sich aus der Verant-wortung für eine unbedingt erforderliche Betreuung und Förderung unter 3-jähriger Kinder zu ziehen.
Gleichermaßen ist die Entwicklung für die jungen Schulkinder nur scheinbar so erfreulich, wie die CDU glauben machen will. Selbst der CDU-Vorsitzende des Schulausschusses räumt einen weiteren Bedarf an Offenen Ganztagsschulen ein. Aber es ist der CDU zu verdanken, dass der Bedarf nicht in größerem Umfang gedeckt werden kann. Erst mit zweijähriger Ver-spätung wurden die ersten Offenen Ganztagsschulgruppen in diesem Sommer errichtet. Der durchaus mögliche frühere Start in dieses von der damaligen Landesregierung mitfinanzierte Angebot ‚schmeckte’ der CDU nicht und wurde deshalb verzögert. Nur tröpfchenweise wer-den im nächsten Schuljahr weitere Gruppen folgen. Das ist keineswegs ein Ruhmesblatt für die CDU.
Besteht schon kein Grund die überschaubaren Angebote für unsere Kinder zu bejubeln, so gilt das für den Zuständigkeitswirrwarr im Rathaus ebenso wenig.
Vor Jahren bereits hatte die SPD gefordert Schule und Jugendhilfe in eine Zuständigkeit zu geben. Wer erlebt, wie schwierig es mit Blick auf die Errichtung von Offener Ganztagsschule ist die Abläufe zu koordinieren, weiß wie wichtig die Forderung der SPD ist. Offene Ganz-tagsschule soll Jugendhilfe und Schule zusammenführen. Oder wie sinnwidrig es ist, unab-hängig vom Kindertagesstättenbedarfsplan den Schulentwicklungsplan zu erstellen und zu diskutieren. Und ebenso sinnwidrig ist es mit Blick auf die Sozialräumlichkeit, die prinzipiel-le Rolle von Schule außerhalb des Blickfeldes der Kinder- und Jugendpolitik zu halten. Oder man denke an den Bildungsauftrag der Kindergärten, der nur in enger Anbindung an die Grundschulen wirklich zielführend wäre. Über all dem könnte der Oberbegriff ‚Pisa’ stehen. Zudem – mit dem Geld, das in der Verwaltung bei einer Ämterzusammenlegung gespart wer-den könnte, wäre sicher eine Gruppe für Kinder unter 3 Jahre finanzierbar.
Dass eine Gesamtsicht, eine systemische Betrachtung auf die sozialräumlichen Belange poli-tisch viel besser organisiert werden müsste, sei an dieser Stelle herausgehoben. Dazu zählen Fragen der Wohnungswirtschaft, der städtebaulichen Konzepte, der verkehrlichen und Nah-versorgungsinfrastruktur und Vieles andere mehr.
Diese Ansicht ist hochbedeutsam, weil gerade in den als schwierig bezeichneten Stadtquartieren die relativ meisten Kinder leben. Ihre Chancen sind oft sehr gering. Zumindest die Betreuungs- und Förderungssituation für die Kinder muss vor diesem Hintergrund verbessert werden. Denn …
„… Auch in Düren stellt sich die Kinderarmut dreifach dar:
·Es gibt zu wenig Kinder (quantitative Armut).
·Viele Kinder wachsen in schwierigen finanziellen Verhältnissen auf (materielle Ar-mut).
·Viele Kinder erleiden auch in ihrer persönlichen Entwicklung erhebliche Mängel (geistig-seelische Armut).
Da, wo Politik Einfluss nehmen kann diesen Armutsrealitäten zu begegnen, ist sie dazu ver-pflichtet.
Bei allen vielfältigen Ursachen und Gründen, die zu den Armutsergebnissen führen, muss herausgehoben werden, dass die Ganztagsbetreuung und Förderungsangebote unentbehrlich sind. Alle Untersuchungen – besonders die in der Öffentlichkeit hauptsächlich wahrgenomme-ne PISA-Studie – zeigen einen eklatanten Zusammenhang auf.
Wenn also jetzt die Chance besteht mit der Schließung von Kindergartengruppen eine Um-wandlung hin zu kleinen altersgemischten Gruppen zu bewerkstelligen, dann müssen wir das tun. Es gibt keine akzeptable Entschuldigung für andere Entscheidungen. Jedes Kind, dessen Lebensperspektive wir verbessern helfen, nutzt uns allen. Jedes Kind, das wir allein lassen, kommt uns teuer zu stehen – in jeglicher Hinsicht.“ (Ulf Opländer – jugend- und sozialpoliti-scher Sprecher der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Düren)
Die SPD in Düren fordert die CDU-Mehrheit deshalb im Interesse der Kinder –letztlich damit im Interesse uns aller –mehr als dringend auf, jetzt das Angebot um zwei weitere kleine al-tersgemischte Gruppen zu erhöhen; an Standorten, wo Kinder wegen ihrer häuslich einge-schränkten Verhältnisse mannigfach Mangel erleiden.